Im Rahmen meiner Ausbildung am Berufskolleg Königstraße und durch die Finanzierung von Erasmus+ hatte ich die Möglichkeit vom 01.07.2024 bis zum 19.07.2024 an einem Auslandspraktikum teilzunehmen.
Während der Planung kamen neben der Vorfreude auch Sorgen auf: Wie wird es das erste Mal alleine zu fliegen? Wie werde ich dort aufgenommen? Was ist, wenn ich keinen Anschluss finde? Wie wird das Praktikum?
Unterkunft: Mobility Friends Campus in Barcelos
Ich habe mich zwischen den Optionen einer Mietwohnung oder eines gemeinsamen Campuses für Letzteres entschieden.
Der Campus befindet sich in Barcelos knapp eine Stunde von Porto auf einem abgelegenen Hügel. Der nächste Supermarkt war 20 Minuten Fußmarsch entfernt. Jedoch hat es uns auf diesem Campus an nichts gefehlt: Neben Waschmaschinen und einer Kantine bietet der Campus einen Pool, Fußball- und Volleyballplatz, auch eine Grillstelle und eine „Diskothek“, mit Fernseher und Billardtischen.
Die Zimmer waren typisch wie auf Klassenfahrt, mit Hochbetten und Duschen ausgestattet.
Die Hängematten, Bänke und Liegen waren optimal, um seinen Feierabend hier zu verbringen. Insbesondere bei dem sommerlichen Wetter, welches ich genießen durfte.
Praktikum: Engel & Völkers in Braga, Guimaraes
Aufgrund meiner Ausbildung zur Immobilienkauffrau war es mir wichtig vorzugsweise in einem Immobilienbetrieb aufgenommen zu werden, um meine Vorkenntnisse anwenden und Neues dazulernen zu können. Auf diesen Wunsch, und dem, dass es ein englischsprachiger Betrieb sein müsste, da ich kein Portugiesisch spreche, wurde Rücksicht genommen.
Durch den täglichen Transportservice des Campuses musste ich mir keine Sorgen um den Weg zum Betrieb und zurück machen. Meine Arbeitszeiten waren Montag bis Freitag von 10:00 – 16:00 Uhr.
Was mir besonders gefallen hat, war die herzliche und aufgeschlossene Art der Kolleginnen und Kollegen, aber auch der Chefin und des Chefs. Flache Hierarchien und eine harmonische Atmosphäre waren hier selbstverständlich. Mein Arbeitstag war abwechslungsreich und ich wurde gut betreut.
Ich durfte bei vielen Prozessen über die Schulter schauen, aber auch selbstständig arbeiten. Neben Tipps für eine gute Besichtigung und einen schnellen Verkauf habe ich den Ablauf einer Wertberechnung für Objekte kennengelernt und selbst Rechnungen zum Erhalt der Provision geschrieben. Ich durfte an den wöchentlichen Meetings teilnehmen, mit auf einen Außentermin mit einem Fotografen, und Texte schreiben, um Interessenten von einem Hauskauf in den verschiedenen Städten Portugals zu überzeugen.
Die Mittagspause haben wir, dank eines bereitgestellten wöchentlichen Budgets, zusammen verbracht. Dadurch konnte ich die portugiesische Küche kennenlernen. Ich wurde außerdem zum gemeinsamen Abendessen und EM schauen eingeladen (welches die Portugiesen leider verloren haben).
Ausflüge und Kultur:
An den Wochenenden gab es Ausflüge nach Porto, Braga, Arcos de Valdevez und Ponte de Lima. Wir hatten eine Weinverkostung in Porto und haben an einer Bootstour teilgenommen. Auf der Brücke konnte man den ganzen Hafen und den Fluss sehen. In Braga haben wir am 2. Vormittag die Überreste der Mauern und Burgen besichtigt und am Mittag den Bom Jesus do monte – eine Heiligenstädte, welche zum UNESCO Weltkulturerbe ernannt wurde. Die dazugehörige Parkanlage ist riesig und bietet bunte Pflanzen, Tropfsteinhöhlen, Seen, und vielen Stufen, die man auf sich nehmen muss, um zur Kirche zu gelangen. Am letzten Wochenende gab es einen Ausflug, welchen wir als Gruppe aus Deutschland gemeinsam wahrnehmen konnten. Durch Arcos de Valdevez und Ponte de Lima konnten wir zwei typisch historische Kleinstädte Portugals sehen. Auch hier hatten wir ein gemeinsames Mittagessen und Freizeit am Nachmittag, um die Altstadt erkunden zu können. Wir haben uns die Kirche am Ende der Brücke und den dazugehörigen Park genauer angeschaut.
Zwischenmenschliches/ Freizeit:
Aufgrund des abgelegenen Standortes war die Freizeitgestaltung außerhalb des Campuses mit Aufwand verbunden. Passend zur EM haben wir das Finale in Braga beim Public Viewing geschaut und haben uns gemeinsam ein Taxi geteilt.
Die Abende auf dem Campus waren trotzdem sehr abwechslungsreich. Wir haben gemeinsam Volleyball gespielt bis es dunkel wurde, uns vor den Zimmern mit Musik versammelt und über unser Leben in der Heimat geredet und uns ab 22:30Uhr (um diese Uhrzeit kam die Security mit der Bitte etwas leiser zu werden) in den Zimmern versammelt und Brettspiele gespielt.
Besonders gut habe ich mich mit einer Jungengruppe aus Rumänien und einer Mädchengruppe aus Österreich verstanden. Die Abende und die Ausflüge waren perfekte Gelegenheiten, um sich besser kennenzulernen.
Mein Erasmus Aufenthalt bestand zu einem Großteil aus dem Austausch mit anderen Jugendlichen. Wir haben überwiegend über wichtige Themen gesprochen, wie z.B. die politische und wirtschaftliche Lage in dem jeweiligen Land, Probleme in der Gesellschaft, das Schulsystem, aber haben uns auch hilfreiche Touristen-Tipps für den nächsten Urlaub gegeben.
Wir haben uns gegenseitig Wörter auf unserer jeweiligen Muttersprache beigebracht, Musik auf verschiedenen Sprachen gehört und uns gegenseitig Volkstänze beigebracht. Jeder hat sich mit jedem verstanden, der Campus Aufenthalt war sehr inkludierend und harmonisch.
In diesen 3 Wochen, welche wir abends täglich miteinander verbracht haben, sind Freundschaften entstanden und wir pflegen den Kontakt dank Social Media immer noch. Ich wurde bereits nach Österreich zu einem Besuch eingeladen.
Mein Auslandspraktikum, finanziert durch Erasmus+ hat genau das bewirkt, was es sollte: den Austausch zwischen den Ländern in Europa stärken und neue Kontakte knüpfen. Ich konnte nicht nur beruflich sinnvolles für den Rest meiner Ausbildung und meine anstehende Abschlussprüfung lernen, sondern auch meinen Horizont erweitern.
Zu hören, wie unterschiedlich das Leben innerhalb Europas aussehen kann, mit allen wirtschaftlichen und politischen Faktoren lässt einen realisieren, wie gut wir es in Deutschland haben.
Es wurde auch über viele private Themen geredet, Sorgen, die uns als junge Generation europaweit beschäftigen. Es war beruhigend zu sehen, dass man auch über Länder hinweg nicht alleine war.
Ich habe Freude daran gefunden auf Englisch zu arbeiten und könnte mir dies auch in der Zukunft vorstellen. Es war spannend zu sehen, wie sich das Englisch meiner Freunde über die 3 Wochen im Vergleich zum ersten Tag verbessert hat.
Ich bin dankbar, die Reise angetreten zu haben, und umso dankbarer, dass die Berufsschule, unserer Organisatorin und Erasmus+ dies möglich gemacht haben. Nach meinem Abitur 2020 war lange nicht mehr an einen Auslandsaufenthalt zu denken gewesen. Ich bin froh, diese Erfahrung nachgeholt zu haben. Es hat sich gelohnt und mein Auslandspraktikum wird mir positiv in Erinnerung bleiben.
Alisa Metin, Klasse IK-M